Schon die Leseprobe dieses ungewöhnlichen Romanes hat mich in ihren Bann gezogen. In kurzen Abschnitten wechseln die zwei Erzählstränge, einer spielt im 14. Jahrhundert, einer in der Gegenwart, ab. Beide repräsentieren sehr schön die Handlungszeit, sowohl in den historischen Details als auch in der Dynamik der Sprache. Trotzdem sind beide Stränge eng miteinander verwoben, nicht zuletzt durch die handelnden Personen, die mit vielschichtig gezeichnet sind und in ihrer Entwicklung glaubhaft dargestellt werden. Besonders interessant fand ich die Darstellung des Engels und seine Wandlung zum Menschen. Vieles, was für uns selbstverständlich ist, entwickelt sich bei ihm erst langsam. Als Nebenfigur hatte ich von Anfang an Sofie ins Herz geschlossen. Aber nicht nur die Handlungszeit, auch das Genre bewegt sich auf mehreren Ebenen. Der historische Roman vermischt sich mit Krimielementen in der Gegenwart, dazu eine ordentliche Portion Mystik, herausgekommen ist ein vielschichtiger Roman, der mich mit seinen Protagonisten mitfiebern lies.
Besonders spannend war für mich, dass ich den Roman während eines Aufenthalts in Köln gelesen habe. So hatte ich die Möglichkeit, mir die kenntnisreich beschriebenen Örtlichkeiten sofort anzusehen, dem Glockenengel und der Hl. Barbara einen Besuch abzustatten, die mächtige Replik der Kreuzblume zu bewundern und den Geschehnissen im Roman nachzuspüren.
Elke Pistor, Das Portal, Emons Verlag, ISBN 3897058340, 235 Seiten
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