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Mind over Murder, 05.07.2012, Weinhandlung Fernando von Schirnding

Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche habe ich großartiges Sprechtheater gesehen. Mind over Murder, auf Deutsch Mordsgedächtnis, heißt das wirklich genial durchkomponierte Stück von Michael Cooney, einem britischen Autoren.

Caroline Walker soll ihren Mann und einen Angestellten umgebracht haben. Der bekannte Polizeipsychologe und Hypnotherapeut Dr. Mark Ellis soll herausfinden, was wirklich geschehen ist. Was ganz normal als Sitzungen in einer Praxis beginnt, nimmt ziemlich schnell ziemlich viele rasante Wendungen. Selten habe ich so spannendes Theater gesehen. Besonders das thema der Hypnose war für mich interessant. Anfang des Jahres habe ich einen Psychothriller testgelesen, in dem es ebenfalls um das Thema Hypnose ging.

Die regie von Mark Römisch lässt einen vergessen, dass hier mit wenigen Mitteln Theater gemacht wird. Die Illusion ist fast perfekt, auch wenn man ganz nah dran sitzt, so wie ich an diesem Tag. Getragen wurde der Abend von einer unglaublich starken Ulrike Dostal, die Caroline Walker geradezu auferstehen ließ. Matthias Bunsen als Dr. Mark Ellis, der vor der Pause auch noch in andere Rollen schlüpfte (was übrigens am Ende absolut Sionn machte, aber man muss den ganzen Abend unglaublich aufmerksam sein, um nichts zu verpassen) beeindruckte vor allem mit großer Wandlungsfähigkeit. Momi von Fintel und Jan Alexander Naujoks ergänzten das kleine Team perfekt.

Falls sich irgendwann einmal die Gelegenheit ergibt, sollte man sich dieses Kleinod nicht entgehen lassen.

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Der falsche Inder, 02.07.2012, Volkstheater

[singlepic id=1356 w=320 h=240 float=left]Ich bin ja kein ausgewiesener Fan des Sprechtheaters, aber hin und wieder, wenn sich die Gelegenheit ergibt, gehe ich ganz gerne. Und wenn dann der Abend so toll wird wie dieser, nehme ich mir vor, öfter zu gehen.

Rasul Hamid ist als politisch Verfolgter aus seiner Heimat Iran geflohen und schlägt sich als Illegaler in Jordanien, Libyen, Tunesien, die Türkei, Griechenland und Italien durch und landet letztendlich in München. Wegen seines orientalischen Aussehens wird er oftmals für einen Inder gehalten, deshalb der Titel. Die schlaglichtartigen Episoden der Flucht sind manchmal komisch, aber immer berührend und manchmal beklemmend. Dem deutschen Wohlstandsgutbürger wird ziemlich drastisch vor Augen geführt, was es heißt, fliehen zu müssen, seine gesamte Familie zurück zulassen, in ständiger Angst zu leben und selten zur Ruhe zu kommen.

Das Theaterstück nach dem Roman von Abbas Khider wurde von Nicole Oder spannend in Szene gesetzt. Auf der kleinen Bühne des Volkstheaters zeigt sich, dass man mit wenigen Requisiten, ausgezeichneten Darstellern und guter Personenregie das Publikum besser erreichen kann als oftmals mit einer Ausstellungsschlacht. Sie nutzt die ganze Breite der Bühne und und verlangt viel von ihren Schauspielern. Da wird gerannt, gefoltert, geflirtet, gesungen, gelacht und geliebt.[singlepic id=1357 w=320 h=240 float=right]

Die Frauenrollen werden von Pascal Riedel bravourös gestaltet, ansonsten wechseln er und Stefan Ruppe sich in der Darstellung der verschiedenen Weggefährten ab. Beiden gelingt es, sich mit nur wenigen Accessoires total zu verwandeln und in ihre jeweilige Rolle, glaubhaft zu schlüpfen. Sinan Al-Kuri berührt als Rasul, sein intensives Spiel wirkt noch lange nach.

Ein toller Theaterabend, in dieser Spielzeit gibt es noch zwei Vorstellungen am 6. und 8.7. jeweils um 20 Uhr.

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