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Corinna Klimek am 3. August 2015 23:24 [singlepic id=2128 float=left]Letztens beschwerte sich doch jemand in meiner Timeline, dass im August in München kulturell nix los wäre. Hat anscheinend noch nie was von der Oper in der Pasinger Fabrik oder der Kammeroper München gehört, die am 27.8. wieder Premiere mit La Finta Semplice haben. Und von Kristina Wuss.
Eine Spezialität der jungen Regisseurin ist es, die oft ungewöhnlichen Räume in ihre Inszenierungen miteinzubeziehen, in diesem Fall die die ehemalige Kommandozentrale der Münchner Feuerwehr. Leicht vergammelte Hallen, eine Bibliothek, ein Waschraum (mit einer fantatstischen Akustik), eine Kommandozentrale. Das Publikum lies sich neugierig an die verschiedenen Orte führen, geleitet von Escamillo oder dem Chor, schaute durchs Fenster auf die Szene. Dazu kam eine hervorragende Personenführung, angepasst an die Örtlichkeit und die ausgewählte Szene. Neben Opern von Puccini von Le Villy bis Madama Butterfly gab es auch Arien und Duette aus Carmen, Nabucco, Cenerentola, Manon, I Capuleti e i Montecchi, La Gioconda und La Wally. Mit über dreieinhalb Stunden Spieldauer war das Opernpasticcio ein Tick zu lang, es war zwar jede Szene für sich hervorragend gesungen und gespielt, aber hier hätte vielleicht doch etwas gekürzt werden können. Besonders spannend fand ich, dass alles relativ offen war und außen herum das Leben des Viertels unbeeindruckt weiterging. Das nenne ich mal gelunge Integration von Kultur in den Alltag.
Die Klammer bildeten Auszüge Wilhelmine von Hillerns Roman Die Geierwally und Nüsse. Waren das die harten Schalen, von denem im Programmheft die Rede war? Einige der Charaktere trugen ihre wie Monstranzen vor sich her, andere warfen sie zornig zu Boden und zertraten sie. Stoff für Diskussionen gab es genug an diesem Abend.
Besonders beeindruckend war die sängerischen Leistungen an diesem Abend. Einundzwanzig Sänger und Sängerinnen boten an diesem Abend eine durchgängig sehr gute Leistung, Zu den Höhepunkten zählte Astrid Mathyshek als Angelina in La Cenerentola und Elsa Kodeda als Butterfly.
Leider gibt es für die letzte Vorstellung am 4.8. nur noch wenige Karten und Zusatztermine sind trotz des gewaltigen Ansturms und der Begeisterung des Publikums nicht geplant.
Astrid Mathyshek, Lenka Möbius, Manolito Mario Franz, Melanie C. Horner, Anne Funk Hansen, Roland Albrecht, Verena Barth, Oscar Quezada, Elsa Kodeda, Joachim Fuchs, Ingrid Zacharias, Adrian Berthely, Denise Felsecker, Jessica Mechtulinsky, Susanne Luise Spahn, Doris S. Langara, Nicola Cembalo, Benjamin Hirt, Frits Kamp, Barbara Poseck, Veronika Benning, mit Kunstwerken von Jörg Besser, Torsten Mühlbach, Stanislav Vajce, Münchner Premiere Maschinenwesen foolpool.de, Erzähler Jochen Striebeck
Leitung: Max Auerbach
Musikalische Leitung: Julio Mirón
Inszenierung: Kristina Wuss
Kostüm: Ralf Rainer Stegemann
Lichtdesign: Michael Pichlbauer, Sascha Tillard
Produktionsleitung: Agnes Burger
Service / Pressekontakt werkmünchen
Kristina Wuss, Dachauer Straße 112d, 80636 München,
Tram 12, 20,21 Leonrodplatz 0178 – 7636603,
info@theater-werkmuenchen.de, www.theater-werkmuenchen.de
Kartenbestellungen unter:
01573 – 168 68 73
karten@theater-werkmuenchen.de
Kartenpreise: € 15,- / ermäßigt € 10,-
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Corinna Klimek am 5. Oktober 2013 23:12 [singlepic id=1616 w=320 h=240 float=left]Das Anhaltische Theater Dessau überrascht immer wieder mit Inszenierungen, die man einfach gesehen haben muss. Auch wenn diese Norma etwas spartanisch daher kommt, hat sie doch eine intensive Ausdruckskraft, die man leider selten auf der Bühne findet.
Norma ist Hohepriesterin eines gallischen Kultes und hat eigentlich Keuschheit geschworen. Dennoch ist sie dem Prokonsul Pollione verfallen, der die römische Vorherrschaft durchsetzt und ihr Volk unterdrückt, sie hat sogar zwei Kinder mit ihm. Als ihr Volk auf einen Krieg gegen die Besatzer drängt, mahnt sie zur Ruhe. Pollione hat sich derweil eine Jüngere gesucht, Adalgisa, ebenfalls Priesterin, die von der vorhergegangenen Beziehung zwischen Norma und Pollione nichts wusste. Als sie davon erfährt, wendet sie sich von Pollione ab. Norma ist fassungslos und rächt sich mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln. Sie droht, die eigenen Kinder umzubringen, dann stachelt sie ihr Volk zum Aufstand gegen die Römer an. Sie nutzt ihre herausgehobene Stellung aus, um ihre privaten Rachegelüste zu befriedigen. Als Pollione als Menschenopfer dargebracht werden soll, schafft sie es nicht, ihm den Todesstoß zu versetzen. Sie bricht zusammen und gesteht ihrem Volk den Bruch ihres Keuschheitsgelübdes und den Verrat durch die Liebesbeziehung zum Feind. Das Volk wendet sich von ihr ab, Pollione erkennt doch noch seine Liebe zu ihr und sie gehen gemeinsam auf den Scheiterhaufen.
Norma ist wohl die die beste Belcanto-Oper, wird aber selten gespielt, weil sie so schwierig zu besetzen ist. Im Anhaltischen Staatstheater Dessau kam sie jetzt zur Eröffnung der 219. Spielzeit nach über 100 Jahren wieder auf die Bühne. Die Norma wird als klassizistisches Werk angesehen und die Edelheit und Schlichtheit sollen sich im Bühnenbild von Bernd Schneider widerspiegeln. Dieses besteht eigentlich nur aus drei Elementen: auf dem Boden herumliegende Stämme, die den Wald symbolisieren sollen. Ein ziemlich toter Wald, außerdem haben mich die Stämme im ersten Akt ziemlich genervt, weil die Akteure ständig drübersteigen mussten, das sah manchmal nicht sehr schön aus und hat auch eine große Unruhe hineingebracht. Allerdings ist ihre Verwandlung am Ende absolut fabelhaft und das hat mich wieder versöhnt. Dann der Mond, blutrot pulsierend hängt er über den Liebenden, die nicht sein dürfen, gelb-orange glühend feuert er die Kriegslust an. Die Bilder waren wirklich sehr schön, die der Mond gezaubert hat. Dann noch der Vorhang, mit vielen Durchgängen, mit dem konnte ich aber nicht wirklich was anfangen.
[singlepic id=1617 w=320 h=240 float=right]Die Kostüme bilden wage den Ansatz ab, die Handlung in die Vierziger Jahre des Zwanzigsten Jahrhunderts zu verlegen und damit die deutsche Besetzung von Frankreich anzudeuten. Sie sind nicht immer wirklich gelungen, die Norma sieht im ersten Akt aus wie eine Jahrmarktshellseherin und agiert auch so, die Römer stecken in schwarzen Ledermänteln, bei denen man aber dankenswerterweise auf irgendwelche aussagekräftige Symbole verzichtet hat.Hätte man mich zur Pause gefragt, wie es mir gefallen hat, wäre mein Urteil anders ausgefallen als am Ende. Der zweite Akt und hier ganz besonders der Schluß, das den Regieansatz von André Bücker, der sich mit dem Status von Müttern, die sich mit den Besatzern eingelassen haben, beschäftigt, besonders deutlich macht, lässt kleine Unzulänglichkeiten im ersten Akt vergessen. Das Ende ist ein so starkes Bild, dass das Publikum, das zuvor noch – nicht immer passend – ausgiebig klatschte, kollektiv den Atem anhielt und vor dem großen Beifallssturm noch ein, zwei Sekunden in Stille nachwirken lies.
Dem Anhaltischen Theater Dessau ist es gelungen, die sehr gute Sängerriege aus dem Ensemble heraus zu besetzen. Angelina Ruzzafante sang die schwere Partie der Norma fantastisch, ebenso wie Rita Kapfhammer, die die innere Zerrissenheit von Adalgisa auch noch hervorragend darstellte. Sung-Kyu Park erwies sich in der Partie des Pollione als echter Belcantotenor. Thomas Skambraks verlieh Orovese eine imposante Gestalt durch seine Stimme, mit der Darstellung der körperlichen Leiden von Normas Vater übertrieb er es am Schluss aber ein bisschen. Kristina Baran, Leszek Wypchlo, der von Helmut Sonne erneut hervorragend einstudierte Chor sowie die beiden kleinen Mädchen, die die Söhne Normas darstellten, ergänzten Hauptpartien sehr gut. Die Anhaltische Philharmonie unter Daniel Carlberg fand nach anfänglichen kleinen Schwierigkeiten zur gewohnten Höchstform und machte aus einem guten Abend einen besonderen Abend.
Anmerkung: Ich wurde von verschiedener Seite, manchmal freundlich, manchmal weniger freundlich, darauf hingewiesen, dass es sich bei Herrn Park nicht um einen Belcantotenor handelt. Das mag schon sein, ich bleibe dennoch bei meiner Meinung, dass er an diesem Abend eine tolle Leistung geboten hat.
Weitere Vorstellungen am 19.10., 31.10., 23.11., 25.12., 26.01., 14.02., 13.03., 23.03. und 18.04.14
Norma. Oper von Vincenzo Bellini
Musikalische Leitung Daniel Carlberg, Inszenierung André Bücker, Bühne Bernd Schneider, Kostüme Suse Tobisch, Chor Helmut Sonne, Dramaturgie Sophie Walz
Pollione, römischer Prokonsul in Gallien Sung-Kyu Park, Orovese, Haupt der Druiden Thomas Skambraks, Norma, seine Tochter, Oberpriesterin der Druiden Angelina Ruzzafante, Adalgisa,junge Priesterin Rita Kapfhammer, Clotilda, Vertraute Normas Kristina Baran, Flavio, Freund Polliones Leszek Wypchlo
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