Kategorien

Il viaggio a Reims, 09.06.2012, Staatstheater Nürnberg

Es war leider schon die letzte Aufführung von Rossinis Il viaggio a Reims am Staatstheater Nürnberg von der Regisseurin Laura Scozzi. Ein Stück, das dank Claudio Abbados erfolgreichen Aufführungen (Mailand, Wien, Berlin) seit den 1980ern auch ab und zu den Weg wieder in die Opernhäuser gefunden hat. In Nürnberg wurde ein sehr unterhaltsamer und turbulenter Abend von der Regisseurin gestaltet. Sie verlegte das Stück in die heutige Zeit und lässt die Handlung, statt in der Zeit der Krönung Karls X, in Brüssel im heutigen Europäischen Parlament spielen. Mit viel Fantasie, Witz, Ironie und einer guten Portion Satire stellt sie das Stück auf die Bühne. Lässt gut choreographierte Staatsoberhäupter über die Bühne tanzen. Die englische Königin lässt auf dem Schreibtisch die Hüllen fallen, und Frau Bundeskanzlerin macht einen Kopfstand mit schwingenden Beinen, zum großen Gefallen des heiteren Publikums.

Es ist enorm, wie das homogene Ensemble die anspruchsvollen Partien nicht nur gut singt, sonden auch durch die Regie und ihre Einfälle schauspielerisch zur Höchstform aufläuft. In diesem Stück von Rossini gibt es zehn große und sechs kleinere Partien zu besetzen. Bis auf eine Rolle waren alle aus dem Nürnberger Ensemble besetzt. Die Damen in der Aufführung waren: Hrachuhi Bassénz (Corinna), Anna Lapkovskaja (Marchesa Melibea), Claudia Katharina Braun (Contessa di Folleville) und Carmen Fugiss (Madama Cortese) als Gast. In den männlichen Partien waren Tilman Lichdi (Cavaliere Belfiore), Martin Nyvall (Conte di Libenskof), Kurt Schober (Lord Sidney), Daeyoung Kim (Don Profondo), Yong Jae Moon (Don Alvaro) und Nicolai Karnolsky (Don Prudenzio) zu hören.

Auch die Staatsphilharmonie Nürnberg und der Opernchor unter der Leitung von Christian Reuter konnten sich mit ihrem Rossini hören lassen. Die abwechslungsreiche Gestaltung der Bühne von Barbara de Limburg und die kreativen Kostüme von Jean-Jacques Delmotte tragen zum großen Erfolg der Aufführung bei. Es ist schön und erstaunlich, wie gut das Konzept von Laura Scozzi und ihrem Produktionsteam zu dem Stück von Rossini und seinem Librettisten Luigi Balochi mit all seinen Persönlichkeiten in der aktuellen Lage Europas passt. Mit großer Vorfreude warte ich nun auf Laura Scozzis Deutung von Offenbachs Orpheus in der Unterwelt in der kommenden Saison in Nürnberg.

Ähnliche Artikel