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Wieder am Platz! – Neues aus dem Gärtnerplatztheater

Ein Gutes kann man der langen Umbauzeit des Gärtnerplatztheaters ja abgewinnen, man konnte die verschiedenen Spielstätten Münchens zu Genüge kennen lernen, wenn man dem Ensemble um Josef Köpplinger durch die Stadt folgte. Trotzdem kann wohl jeder mit gutem Gewissen sagen: daheim ist es doch am schönsten! Und nach den ersten Wochen im “neuen alten” Gärtnerplatztheater möchte ich hier versuchen meine Eindrücke der neuen Saison nieder zu schreiben. Ich hatte als Presse-Praktikantin und später als Aushilfe ja zum Glück bereits vor der Spielzeiteröffnung die große Ehre, das frisch renovierte Gärtnerplatztheater erkunden zu dürfen. Natürlich ist hinter Bühne noch nicht zu 100% alles fertig, aber das Nebeneinander von Mitarbeitern, Künstlern und Bauarbeitern funktionierte wunderbar. Die neuen sanitären Anlagen und die Aufzüge in alle Ränge sind ja von Zuschauern und Presse mittlerweile zu Genüge gelobt worden. In dem Monat vor der Eröffnungsgala konnte ich auch die Probenräume, Werkstätten und Büros sehen, aber auch die Kantine über den Dächern Münchens ist – nicht nur kulinarisch – ein Höhepunkt. Auch akustisch war ich schon bei den ersten Proben im Theatersaal zum Teil sehr überwältigt, wenn ich auch auf dem Gebiet der Akustik bei weitem kein Experte bin. Aber alleine die Tatsache, dass man in einem fast leeren Zuschauerraum jeden Ton bis in die Knochen spürt, gibt mir auch jetzt noch eine wohlige Gänsehaut. Trotz meiner Einblicke hinter der Bühne konnte ich es aber kaum erwarten, bis es wieder los geht am Gärtnerplatz.
Eröffnungsgala Ensemble, Foto Christian POGO Zach

Eröffnungsgala Ensemble,
Foto Christian POGO Zach

Die Gala bot eine wundervoll bunte Mischung aus Oper, Operette, Musicals, Tanz und Filmmusik und dass alle Sänger sowohl bei der Eröffnungs- als auch der Schlussdarbietung auf der Bühne waren zeigt mal wieder mehr als deutlich das Programm von Münchens Volksoper: jedes Genre wird gleich ernst genommen! Und auch während der fünfjährigen Reise durch München haben ja beispielsweise die Operndarsteller des Öfteren bewiesen, dass sie sich nicht “zu gut” für Musicals sind. Meine persönlichen Highlights waren definitiv die Star Wars Suite unter der Leitung von Anthony Bramall, der stimmgewaltige Kanonensong aus Brechts Dreigroschenoper und eine erste amüsante Kostprobe aus Don Pasquale, auf dessen Wiederaufnahme ich mich sehr freue.

Bald nach der Gala stand mit Die lustige Witwe die erste Inszenierung unseres sympathischen Intendanten Josef Köpplinger in “seinem” Theater auf dem

DIE LUSTIGE WITWE
Lucian Krasznec, Jasmina Sakr, Adam Cooper
Foto Marie-Laure Briane

Spielplan. Dass Operetten nicht zum alten Eisen gehören, hat er uns in den letzten Jahren ja bereits oft genug unter Beweis gestellt, ich selbst durfte 2014 die Proben der Zirkusprinzessin im Circus Krone begleiten und habe hier das Genre Operette erst richtig ins Herz geschlossen. Auch Lehárs Witwe bot dank Köpplinger wieder beste Unterhaltung, es ist immer wieder schön zu sehen, mit welcher Liebe zum Detail der Staatsintendant arbeitet: egal wohin man seinen Blick schweifen lässt auf der Bühne, niemals sieht man einen Akteur nur gelangweilt auf seinen Einsatz warten, jeder erzählt seine eigene kleine Geschichte. Und mit Anthony Bramall hat man auch einen grandiosen musikalischen Verbündeten für das Gärtnerplatztheater gefunden. Daniel Prohaska und Camille Schnoor geben wieder ein absolutes Traumpaar ab, wie schon bei der Faschingsfee, wenn auch Prohaskas Rolle diesmal weit humoristischer angelegt ist, als in vergangenen Operetten-Inszenierungen. Die Inszenierung ist diesmal vielleicht nicht so fetzig, wie bereits manch andere, aber gerade Sigrid Hauser als Nijegus sorgt für ein ausgiebiges Training der Lachmuskeln. Nur das düstere Ende von Köpplingers Inszenierung hat wohl nicht nur mich sehr überrascht, wenn es auch auf sehr intelligente Art das Operetten-Idyll durchbricht und einen Bezug zur heutigen Zeit herstellt.

LA CENERENTOLA
(Frances Lucey, Dorothea Spilger, Holger Ohlman, Anna-Katherina Tonauer, Matija Meić, Tamás Tarjányi)
Foto Christian POGO Zach

Ähnlich bunt und unterhaltsam geht es schließlich bei der Wiederaufnahme von La Cenerentola unter der Regie von Brigitte Fassbaender zu. Ich habe die Inszenierung zum ersten Mal gesehen und mich köstlichst amüsiert! Auch hier ist wieder zu sehen, welch einen Spaß das Ensemble auf der Bühne hat und vor allem, dass jeder einzelne zu einer hervorragenden Stimme auch noch ein großes Schauspieltalent besitzt (was ja bei Operndarstellern immer noch nicht obligatorisch zu sein scheint, denke ich an diverse Produktionen in anderen Häusern zurück). Die Aschenputtel-Geschichte wird zu einem bunten und romantischen Verwirrspiel mit witzigen Bezügen zu der Märchenwelt der Wittelsbacher. Da wird der Herrenchor zu frechen Schuljungen, Levente Páll als böser Stiefvater gibt ein “Duett” mit Quietscheente und Matija Meić als Diener Dandini darf sich in königlich-bayrische Roben werfen.

Sehr fröhlich ging die neue Saison also los im Gärtnerplatztheater, sowohl auf als auch vor und hinter der Bühne. Ich freue mich jedenfalls sehr, endlich wieder eine feste Anlaufstelle für meine musiktheatralen Bedürfnisse zu haben und schon liegt auch ein Stapel Karten bereit für viele vergnügliche Theaterabende! Ich freue mich darauf, denn eines kann ich mit gutem Recht behaupten: in den letzten 5 Jahren bin ich noch nie enttäuscht aus einer Aufführung des Gärtnerplatztheaters gegangen.

 

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