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Premiere Der Kleine Prinz, 12.07.2018, Hofspielhaus

Foto Hofspielhaus

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Man sieht nur mit dem Herzen gut. Dieser Satz ist wohl eines der berühmtesten Zitate der Literaturgeschichte und stammt aus der nicht minder bekannten Erzählung Le pétit prince von Antoine de Saint-Exupéry, die 1943 in New York erschien.
Das Hofspielhaus zeigt nun im kleinen, stillen Hinterhof des Theaters die prominente Geschichte als berührendes Zweipersonenstück.
Ferdinand Schmidt-Modrow gibt den kindlichen Titelhelden, der von einem winzigen Planeten stammt und von seiner geliebten Rose auf die Reise geschickt wurde, nur um schließlich mitten in der Wüste der Erde zu landen. Dort begegnet ihm nicht nur eine Giftschlange, die ihm anbietet, ihm zurück nach Hause zu helfen, sondern vor allem der griesgrämige Pilot, gespielt von Martin Halm. Der hat eine Bruchlandung in der Wüste hingelegt und muss sein Flugzeug reparieren, bevor ihm das Wasser ausgeht.
Der Prinz findet den schlafenden Mann und bittet ihn darum, ein Schaf zu zeichnen. Der Pilot ist über die naive Art des Fremden und die Tatsache, dass er offenbar weder Nahrung noch Wasser braucht irritiert, die beiden freunden auch jedoch schnell an und der Prinz erzählt von seiner abenteuerlichen Reise. Dabei interagiert er mit Personen, die als Video überlebensgroß auf die Wand des Hinterhofs projeziert und von den namenhaften Schauspielern Veronika von Quast, Christiane Blumhoff, Stefan Murr, Gerd Lohmeyer und der Hofspielhaus-Chefin Christiane Brammer verkörpert werden. Dies funktioniert tatsächlich hervorragend, das Timing von Schmidt-Modrow passt wunderbar zu den Videos und durch kleine

Foto Hofspielhaus

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Animationen und die runde Projektion fühlt man sich auf die kleinen fremden Planeten versetzt, auf denen der Prinz landet.
Aber das Highlight sind definitiv die beiden Darsteller auf der Bühne. Ferdinand Schmidt-Modrow spielt den Prinzen mit viel kindlicher Neugier und Begeisterungsfähigkeit. Trotzdem zeigt er den Charakter sehr mystisch, man weiß nicht genau, ob er nur ein Verrückter ist oder tatsächlich von einer anderen Welt stammt. Martin Halm, der mir bisher nur als Stimme bekannt war, gibt im Gegensatz dazu einen sehr raubeinigen und wütenden Piloten, der jedoch bald von der Geschichte und der Persönlichkeit des Prinzen fasziniert ist und ihn bis zum Ende unter- und beschützt. Das Spiel der beiden Darsteller und vor allem ihre Interaktion ist großartig und gerade zum Schluss des Stücks sehr bewegend. Auch musikalisch wird es an diesem Abend. Der Prinz spielt Ukulele und singt, was der Pilot nach der “Heimkehr” des Titelhelden weiterführt. Besonders schön fand ich die Idee, dass Halm eigentlich den ganzen Abend an einem hölzernen Modellflugzeug baut, um es am Ende dann in den Sternenhimmel zu hängen.
Der Kleine Prinz ist alles in allem ein wundervolles, bewegendes Märchen für Erwachsene, das vor allem durch die hervorragenden Darsteller von der ersten Minute an fesselt. Im Juli sind bereits alle Termine ausverkauft, allerdings wird die Produktion nach der Sommerpause im September nochmals aufgenommen.
https://www.hofspielhaus.de/spielplan/detailansicht/der-kleine-prinz.html

Regie und Musik: Sascha Fersch
Der Kleine Prinz: Ferdinand Schmidt-Modrow
Der Pilot: Martin Halm
Die Rose: Christiane Brammer
Der Geograf: Christiane Blumhoff
Der Fuchs: Gerd Lohmeyer
Der Geschäftsmann: Stefan Murr
Die Königin: Veronika von Quast

Weitere Vorstellungen im September:

Donnerstag, 13. September, 20:00

Freitag, 14. September, 20:00

Sonntag, 16. September, 20:00

Donnerstag, 20. September, 20:00

Samstag, 29. September, 20:00

Sonntag, 30. September, 20:00

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Der verrückte Handyladen, 09.11.2017, Hofspielhaus

Der verrückte Handyladen - Foto Thomas Wild

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Von der fleischfressenden Pflanze zum modernen Monster-Smartphone. Im Hofspielhaus feierte am Donnerstag das Musical Der verrückte Handyladen des Münchner Künstlers Thomas Erich Killinger seine fulminante Uraufführung.
Erzählt wird in der Inszenierung von Christiane Brammer eine sehr ähnliche Geschichte wie Alan Menkens Kult-Musical Der kleine Horrorladen aus dem Jahr 1982. Der Held Mugdan arbeitet in einem erfolglosen Handyladen, dessen Besitzer Herr Trumpf schon schließen möchte. Doch dann findet Mugdan in einem Kinderwagen ein merkwürdiges Handy, das er Mrs. Alice nennt und im Laden ausstellt. Schnell stellt auch heraus, das das Gerät smarter ist, als ein gewöhnliches Mobiltelefon. Ihm kann der junge Mann seine Sorgen und seine unglückliche Liebe zu seiner Kollegin Alice anvertrauen, die mit dem gewalttätigen Anwalt van Haylen zusammen ist und jeden Tag mit neuen Blessuren auftaucht.
Doch bald wird aus dem leuchtenden Smartphone als Kummerkasten ein humanoides Ungeheuer, dem Geschichten alleine nicht mehr reichen. Mugdan lockt also van Haylen in den – inzwischen florierenden – Handyladen, wo ihm Mrs. Alice die Persönlichkeit und schließlich das Leben aussaugt. Von da an geht scheinbar alles schief für Mugdan und er muss versuchen, seine große Liebe Alice zu beschützen und gleichzeitig seine “Schöpfung” am Leben zu erhalten. Daraus entwickelt sich eine schräg-trashige Geschichte, die vor allem Fans schwarzen Humors gefallen dürfte.
Was den Zuschauer erwartet lässt ja bereits das großartige Kostüm- und Bühnenbild von Tamara Oswatitsch erahnen. Alle Wände sind mit bunten und großformatigen Pop-Art-Bannern dekoriert, die Kostüme sind passend dazu für jeden Charakter in einem Farbton gehalten.

Der verrückte Handyladen - Foto Thomas Wild

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Die Darstellerin dieser Alice, Marina Granchette war übrigens sowohl darstellerisch als auch stimmlich ein absolutes Highlight des Abends. Sie hat eine wundervolle Stimme und eine und zeugt eine sympathische und unschuldige junge Heldin. Allgemein sind die Darsteller sehr gut gewählt und spielen, tanzen und singen mit viel Herzblut. Sebastian Killinger als Mugdan zeigt eine tolle Wandlung vom schüchternen Träumer zum leibhaftigen Superhelden. Sehr wandlungsfähig ist Sebastian Brummer, der gleich drei Figuren darstellt: den schleimigen Anwalt, den proletenhaften Geschäftsführer und den selbstverliebten Moderator.
Schade fand ich lediglich, dass die Sänger in leiseren Momenten stimmlich neben dem Playback untergehen. Kraft hätten sie alle genug, das beweisen sie oft genug. Dass die Instrumentalmusik nicht life gespielt wird, stört ansonsten überhaupt nicht, schließlich ist das Theater nicht sonderlich geräumig. Auch der Chor der Handygirls wird mittels Video eingespielt, können also als “Schwestern” des bösen Handy-Monsters Mrs. Alice gesehen werden, dem Ben Schobel eine diabolische und sadistische Ader verleiht, dass es dem Zuschauer eiskalt den Rücken runter läuft. Schade eigentlich nur, dass Magda Stief als einzige komplett mit Playback singt. Sie spielt die ältere Kundin Frau Eigelb nämlich sehr liebenswürdig und schrullig.
Der verrückte Handyladen macht seinem Namen alle Ehre, die Geschichte und die Inszenierung sind schrill und fetzig. Und auch der treueste Musicalfan kann das Fehlen von Lifemusik sicher dank des großartigen Ensembles schnell vergessen!

Mugdan: Sebastian Killinger
Alice: Marina Granchette
Mrs. Alice: Ben Schobel
Herr Trumpf / Dr. Herbert van Haylen / Tim Tilman: Sebastian Brummer
Frau Eigelb: Magda Stief
Handygirls: Julia Haug, Sampaguita Mönck, Dalma Viczina

Regie: Christiane Brammer
Bühne / Kostüm: Tamara Oswatitsch
Film: Michael Klinsik
Choreografie: Ben Schobel
Ton / Licht: Florian Hofbauer
Maske: Charmaine Gezgin

Weitere Termine:
16., 17., 18., 23., 25., 26., 30. November, 20:00 Uhr
26. November, 18:00 Uhr
2., 7., 8., 9., 10., 14., 17., 21., 22., 23. Dezember, 20:00 Uhr
10., 17. Dezember, 18:00 Uhr

Karten 30€ / 25€ ermäßigt / 15€ Kinder
unter 089/24209333 oder online
www.hofspielhaus.de/karten.html

 

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