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David Nicholls – Sweet Sorrow (Hörbuch)

David Nicholls - Sweet Sorrow ©Audible

David Nicholls – Sweet Sorrow
©Audible

13:05 Stunden

ungekürzte Lesung

Sprecher: Rory Kinnear

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Zum Autor (vom Verlag)

David Nicholls, Jahrgang 1966, ist ausgebildeter Schauspieler, hat sich dann aber für das Schreiben entschieden. Mit seinem Roman Zwei an einem Tag gelang ihm der Durchbruch, seine Romane wurden in vierzig Sprachen übersetzt und verkauften sich weltweit über acht Millionen mal. 2014 wurde sein Roman Drei auf Reisen für den Man Booker Prize nominiert. Auch als Drehbuchautor ist David Nicholls überaus erfolgreich und mehrfach preisgekrönt, zuletzt erhielt er den BAFTA und eine Emmy-Nominierung für Patrick Melrose, seine Adaption der Romane von Edward St Aubyn, die als HBO-Serie Furore machte.

Zum Sprecher

Rory Kinnear wurde ist ein britischer Schauspieler, sowohl im Fernsehen als auch im Theater.

Zum Inhalt (vom Verlag)

Manches im Leben strahlt so hell, dass es erst aus der Entfernung wirklich gesehen werden kann. Die erste große Liebe ist so eine Sache, die immer noch leuchtet, auch wenn sie längst verglüht ist. Und jeder ist der Hauptdarsteller dieser Geschichte im Leben. Auch Charlie Lewis. Nichts an ihm ist ansonsten besonders. Er sieht durchschnittlich aus, seine Noten sind in Ordnung, selbst die Scheidung seiner Eltern ist nur normal unglücklich. Dann begegnet er Fran Fisher, und seine Welt steht Kopf. Plötzlich findet er sich mittendrin in der ältesten und immer neuen Geschichte: die erste große Liebe. Und zwar recht wörtlich, denn Fran macht zur Bedingung für weitere Treffen, dass er sich mit ihr einer Laientheatergruppe anschließt, Romeo und Julia, was sonst. In den langen, hellen Nächten des Sommers nach dem Schulabschluss macht Charlie die schönsten, peinlichsten, aufregendsten und unvergesslichsten Erfahrungen seines Lebens. Und steht dann zwanzig Jahre später vor der Frage, ob er sich traut, seine erste große Liebe wiederzutreffen. Ein heiter-melancholischer Roman über die Zeit im Leben, die so prägend ist wie kaum eine andere – und eine Feier des Lebensgefühls dieser Jahre.

Meine Meinung

Seit ich Zwei an einem Tag begeistert verschlang, habe ich jedes Buch von David Nicholls gelesen. Leider hat für mich keines die gleiche Faszination, die vermeintliche Leichtigkeit, die einfühlsame Art auch tragische Ereignisse zu schildern erreicht.

Von Sweet Sorrow bin ich jedoch irgendwie ganz besonders enttäuscht. Vielleicht liegt es zum Teil daran, dass ich mich mit der Charlie Lewis weder nicht identifizieren kann noch einige seiner Motive für mich nachvollziehbar dargestellt werden. Geschweige denn die seiner Eltern, die der Mutter noch weniger als die des Vaters, der im Lauf des Romans an Konturen gewinnt.

David Nicholls erzählte in Edinburgh, dass er sich an der Verherrlichung der Jugendjahre störe. Sicherlich es es eine sehr prägende und besondere Zeit, aber für ihn sei damals nicht alles so rosarot, so wundervoll gewesen, wie es heute gerne in den Medien dargestellt würde. Für ihn seien es auch schwierige Jahre gewesen, mit großen Herausforderungen und Selbstzweifeln. Das sei für ihn das Thema von Sweet Sorrow, er wolle einen unverklärten Blick auf jene Zeit werfen.

Die ersten Lebensjahre von Charlie Lewis verlaufen recht unauffällig und wohl weitgehend glücklich. Sein Vater hat die drei Schallplattenläden seiner Eltern übernommen, die finanziellen Verhältnisse scheinen gut geregelt und Charlie hat ein gutes Verhältnis zu seinen Eltern und seiner jüngeren Schwester. Soweit so gut, doch dann kommen CDs auf den Markt, das Internet und die Läden seines Vaters müssen einer nach dem anderen geschlossen werden. Charlies Vater versinkt in Depressionen, die Familie muss in einen deutlich ärmeren Stadtteil umziehen, Charlie auf die dortige Gesamtschule wechseln, seine Mutter fängt im örtlichen Golfclub an und trennt sich nach kurzer Zeit.

All dies wirkte auf mich noch normal. Während Charlie in der Schule war, ist seine Mutter ausgezogen und hat ihm einen Brief hinterlassen. Diesen hat Charlie jedoch noch nicht gelesen, als er zum Golfclub rast und mit ihr sprechen will. Sie möchte ihn jedoch abwimmeln, er solle den Brief lesen, sie hätte keine Zeit und Charlie solle es ihr nicht so schwermachen. Für sie steht fest, dass Charlie beim Vater bleibt und auf diesen aufpassen soll, während sie mit der jüngeren Schwester zu ihrem neuen, deutlich vermögenderen Partner und dessen zwei Töchtern zieht. So verliert Charlie nicht nur seine Mutter, sondern auch die Bindung zu seiner Schwester, denn um regelmäßige Kontakte bemühen sich beide Elternteile nicht. Ständige Geldnöte gehören nur zum Alltag von Charlie und seinem Vater.

Entsprechend fällt Charlies Engagement in der Schule aus und so geht er mit 16 im Sommer 1997 völlig planlos von der Schule ab. Seine drei Kumpel sind ihm keine Hilfe, zumal er ihnen vieles überhaupt nicht erzählen kann oder will. Die vier wirken eher wie die Schulrüpel. Durch einen Zufall begegnet Charlie die sehr attraktive Fran Fisher, die auf der besten Schule des Orts war und ihn in eine Theatergruppe lockt, die jeden Sommer ein Stück von Shakespeare aufführt. Das ist ihm so peinlich, dass er seinen Kumpels nicht davon erzählen kann.

Durch Fran lernt Charlie eine ganz andere Welt kennen, in vielerlei Hinsicht und wird auch durch sie und die anderen in der Gruppe einen Schritt weiter erwachsen, lernt seine Stärken und Schwächen genauer kennen. Dieser Teil der Geschichte wirkte auch mich sehr authentisch, wie Fran sich geduldig um Charlie bemüht und er mit sich und ihr kämpft, sich mit den deutlich gebildeteren anderen Gruppenmitgliedern arrangiert und echte Freundschaften fürs Leben schließt. Die Gefühle der ersten Liebe und seine Erlebnisse mit der Theatergruppe sind wundervoll geschildert, machen jedoch nur einen relativ geringen Teil des Buchs aus. Leider sind die negativen, deprimierenden Anteile im Buch so hoch, dass ich teilweise versucht war, es abzubrechen. So übel war die durchschnittliche Jugend in Großbritannien in den 1990ern hoffentlich nicht.

In einigen Abschnitten schaut der 20 Jahre ältere Charlie zurück auf sein jugendliches Ich und auch in diesen Abschnitten wirkt er auf mich immer noch nicht so, als wäre er glücklicher. In der Jugend sehnte er sich verständlicherweise nach einer intakten Familie, jetzt sehnt er sich nach etwas für ihn Unerreichbaren, wobei er das vielleicht hätte haben können. In den britischen Rezensionen wird der Humor des Buchs hervorgehoben, vielleicht sind mir einige Anspielungen entgangen.

Die Schilderung von Charlies Innenleben hätte mir weitaus besser gefallen, wenn seine widerstreitenden Gefühle, Hoffnungen, Ängste intensiver rübergekommen wären. Doch anders als in Zwei an einem Tag haben Charlies Gefühle für mich nicht die gleiche Intensität, auch die Bindungen zu allen Personen in seinem Umfeld (bevor er sich der Theatergruppe anschließt) sind sehr oberflächlich, sogar zu seinen Eltern. Er fährt zwar zu seiner Mutter, streitet mit ihr wegen der Trennung, danach bemühen weder er noch sie sich um eine gute Beziehung. Sein depressiver Vater kann ihm keine Stütze sein und auch andere Personen, die ihm helfen wollen tauchen nur sehr kurz am Rande auf.

Sicherlich ist es auch in einem gewissen Maße Charlies Alter und seinen Lebenserfahrungen geschuldet, wie er sich immer wieder selbst im Weg steht. Aber auch Fran bleibt relativ blass, auch weil nicht aus ihrer Perspektive erzählt wird und letzten Endes ist sie meinem Empfinden nach trotz ihrer Bedeutung für Charlie eher eine etwas wichtigere Nebenfigur.

Vielleicht trug auch der sehr distanziert lesende Rory Kinnear dazu bei, dass ich irgendwie keinen rechten Zugang zu Charlie fand, denn die Stimme, die er Charlie gab, wirkte auf mich wie eine Mischung aus Arroganz und Langeweile.

Fazit

Die Grundidee gefiel mir sehr gut, denn David Nicholls wollte auf seine Weise schildern, dass die Jugendjahre nicht ausschließlich von Glück und wundervollen Erlebnissen gefüllt sind. Seine Hauptfigur Charlie Lewis hat über weite Strecken des Buchs herzlich wenig Glück, Selbstvertrauen und Unterstützung. Charlies Innenleben wird weitgehend glaubwürdig und lebendig geschildert, sein Schicksal war mir irgendwie zu deprimierend. Die Leichtigkeit aus David Nicholls Zwei an einem Tag blitzt nur an wenigen Stellen durch. Statt auf das nächste Buch von David Nicholls zu hoffen habe ich mir die englische Hörfassung von

geschenkt.

P.S. Bezugnehmend auf das titelgebende Zitat von Shakespeare war es mir zu viel Trauer und zu wenig Süßes.

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