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Oper, eindringlich

Gestern Abend zeigte das Theater meines Vertrauens mal wieder, wie vielseitig ein Musiktheater sein kann.

An einem für diese Sparte eher ungewöhnlichen Ort, dem Marstall, hatte die 1972 uraufgeführte Mono-Oper “Das Tagebuch der Anne Frank” von Gregori Frid Premiere. Die Akustik war etwas gewöhnungsbedürftig und leider bin ich – frauenuntypisch – nicht multitaskingfähig. Ich habe mich so auf das intensive Spiel und den exzellenten Gesang von Thérèse Wincent konzentriert, dass ich von der Musik nicht viel mitbekommen habe. Nur an einigen wenigen Stellen, so zum Beispiel als Anne davon singt, dass sich die Familie nicht an das Glockengeläut gewöhnen kann, wenn sie in zarter Verliebtheit von Peter erzählt oder zu Swingmusik die Schuhe tanzen lässt, rückt bei mir die Musik in den Fokus. Und natürlich während des ziemlich aufwühlenden Schlusses, bei dem das Kammerensemble unter der ausgezeichneten Leitung von Oleg Ptaschnikov seine vollen Stärken ausspielen kann. Das Bühnenbild aus einem geviertelten Quadrat und auch die intime Atmosphäre des Theaters unterstreichen das beklemmende Gefühl des Eingesperrtseins.

Am Ende, wenn der letzte Ton verklungen ist und nur noch eine einzelne Kerze den Raum beleuchtet, ist selbst der notorischste Frühklatscher, der sich immer irgendwo im Publikum befindet, so ergriffen, dass er noch ein paar Sekunden inne hält. Danke für diese Sekunden der Besinnung!

Eine sehr sehenswerte Aufführung, ich hätte mich allerdings besser darauf vorbereiten müssen. Es wäre sicher nicht verkehrt gewesen, die literarische Grundlage noch einmal zur Hand zu nehmen, immerhin ist es schon über 25 Jahre her, dass ich das Buch gelesen habe. Aber es ist ja nie zu spät, das nachzuholen.

Das Tagebuch der Anne Frank

Donnerstag, 29. Oktober 2009
19:30 Uhr

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