Der Tag begann mal wieder mit einer falschen Richtung, diesmal von der Straßenbahn. So kam ich etwas später auf die Messe, was aber nicht schlimm war, weil sich dann die ersten Massen schon verlaufen hatten. Es ist noch angenehm leer, die Aufteilung ist etwas anders als im letzten Jahr. Beim Schlendern durch Halle 3 und 5 schon einige interessante und skurile Stände entdeckt, wie zum Beispiel einen, bei dem einen aus der Hand gelesen wird. Naja, hat auch was mit Lesen zu tun.
Am Leipzig liest Forum ist eine Lesung aus einer wiederentdeckten Hans-Fallada-Fabel im Gange. Im Anschluss las Lokalmatador Henner Kotte aus seinem neuen Roman “Augen für den Fuchs”. Er begann mit dem Prolog, ziemlich gruselig, aber gut geschrieben. Er erzählte dann zwischendurch ein wenig über den Fortgang der Handlung und stellte die Protagonisten vor. Der zweite Lesungsteil spielte dann in in einer Klinik. Der ermittelnde Kommissar wurde vorgestellt, der Teil war witzig mit einigen Szenen zum Schmunzeln. Der letzte Teil der Lesung beinhaltete dann eine Szene in einem Dorfwirtshaus, sehr schön und atmosphärisch dicht eingefangen. Die Lesung machte wirklich Lust auf das Buch, leider habe ich die ersten drei noch nicht gelesen, und besitze sie auch nicht, also habe ich von einem Kauf abgesehen. Henner Kotte macht auch kriminalistische Führungen durch Leipzig, sollte sich die Gelegenheit ergeben, werde ich auf jeden Fall noch bei einer mitgehen.
Danach wollte ich eigentlich zu einem Gespräch mit Martin Cruz Smith. Leider war der Stand schon voll belegt, in der prallen Sonne und Herr Cruz Smith war noch nicht da. Ich habe dann davon abgesehen, dort weiter herumzustehen. Beim Mittagessen habe ich mich angeregt mit einer Verlegerin unterhalten, es ist doch immer wieder schön, wie und mit wem man hier ins Gespräch kommt.
Am gleichen Tisch noch ein Gespräch geführt mit einer Mitarbeiterin einer Botschaft, nicht nur die Bücher und Autorin sind hier sehr interessant.
Der nächste Programmpunkt war eine Lesung aus “Kindermund” von Stefan Haffner, ein historischer Leipzig-Krimi. Auch hier wieder der letzte Teil einer Trilogie, so dass nicht nur die Handlung, sondern auch die Protagonisten eingeführt werden mussten. Die gelesenen Ausschnitte klangen gut und liessen das historische Leipzig wieder auferstehen. Allerdings merkte man die Nervosität des Autors sehr stark, darunter litt die Lesung ein bisschen.
Eigentlich wollte ich ja doch nochmal Martin Cruz Smith sehen, er sollte im Anschluss auf dem blauen Sofa sitzen, leider wurde der Ablauf geändert und er war schon eine Stunde früher da. Sollte wohl nicht sein.
Die Abendlesungen fanden allesamt im Renaissancesaal des alten Rathauses statt. Den Beginn machte Tilman Röhrig mit “Caravaggios Geheimnis”, einer wirklich ganz fantastischen Lesung. Herr Röhrig trug nicht nur vor, er lebte die Geschichte. Hände und Füße waren ebenso einbezogen wie das Glas Wasser auf dem Tisch. Zwischen den einzelnen kurzen Abschnitten erzählte er den Fortgang der Handlung und die Übergänge zum Gelesenen waren absolut fließend. Wirklich absolut klasse. Die Zeit verging im Nu und schon war Richard Dübell an der Reihe mit “Die Erbin der Teufelsbibel”. Wie auch schon im letzten Jahr trug er ein zeitgenössisches Kostüm, das er äußerst launig erklärte. Vorgetragen hat er dann die Eingangssequenz, sehr schön war wieder seine Art, mit verteilten Rollen zu lesen. Das macht die Geschichte sehr lebendig, aber auch berührend. Ich freue mich jedenfalls schon auf die Leserunde bei den Eulen ab 20. April. Den guten Schluss bildete Titus Müller, der aus “Die Jesuitin von Lissabon” las. Neben vie Abschnitten, die sehr gut gewählt und vorgetragen waren, gab er noch eine Fülle von Informationen, sehr fundiert, aber auch humorvoll vorgetragen. Auch dies war eine sehr gute Lesung, hier beginnt die Leserunde schon am 20.03. und ich bin schon ganz gespannt darauf.
Weil zuhören hungrig macht, gab es dann noch ein Riesenschnitzel und nette Gespräche.
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