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Jasper Fforde – Early Riser (Eiswelt)

©Hodder & Stoughton

©Hodder & Stoughton

15:49 Stunden

ungekürzte Lesung

Sprecher: Thomas Hunt

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Zum Autor

Jasper Fforde wurde in Wales geboren. Er war viele Jahre in der Filmindustrie tätig, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Sein erster Roman Der Fall Jane Eyre um die Zeitdetektivin Thursday Next war weltweit ein Riesenerfolg. Mit Eiswelt schlägt Fforde nun ein neues Kapitel in seinem Schreiben auf.

Zum Inhalt (Klappentext der deutschen Ausgabe)

In einer Welt, die der unseren gar nicht so unähnlich ist, hat die Eiszeit nie aufgehört. Jedes Jahr versinkt während der Wintermonate alles in Eis, Schnee und Dunkelheit. Selbst die Menschen ziehen sich zurück und halten Winterschlaf – außer die Winterkonsuln. Sie wachen über den Schlaf der Menschen, denn draußen in der Dunkelheit treiben heulende Bestien ihr Unwesen. Hier tritt der junge Charlie seine erste Arbeitsstelle an, und sie entwickelt sich schon bald zu einem Albtraum. Denn wenn Charlie diesen Winter überleben will, muss er wach bleiben. Um jeden Preis …

Zum Sprecher Thomas Hunt konnte ich irgendwie leider keine weiteren Informationen finden.

Meine Meinung

Eiszeit ist der vierzehnte Roman von Jasper Fforde, der erste nach seiner mehrjährigen Schreibblockade und einer seiner düstersten.

Statt in die Welt von Thursday Next oder Grau zurückzukehren, hat Jasper Fforde eine sehr komplexe neue Welt erschaffen, in der die Menschen schon immer zu festen Terminen Winterschlaf halten. Im Mittelpunkt steht der junge Charlie Worthing, Schauplatz ist Wales – aber nicht das uns bekannte Wales, sondern eines in dem feste Regeln für den rituellen Winterschlaf gelten und das in den Wintermonaten eher der Arktis zu gleichen scheint.

Der naive und tollpatschige Charlie ist Vollwaise und in einer speziellen Art Kinderheim namens St. Granata in Cardiff aufgewachsen, wo er mit zunehmendem Alter immer weniger mit den Regeln der Nonnen klarkommt. So fällt es dem berühmten Winterkonsul Jack Logan nicht schwer, Charlie zu überzeugen, dieses Mal im Winter wach zu bleiben und sich ihm anzuschließen. Charlie stellte sich einen entspannten Winter hinter einem Schreibtisch vor – doch natürlich kommt es ganz anders, denn gerade im Winter sind Verbrecher, das Wintervolk und der mysteriöse Gronk unterwegs…

Die Einführung in diese originelle und detailliert ausgefeilte Welt nimmt während der ersten Kapitel so viel Raum in Anspruch, dass die Hauptfiguren erst danach so richtig eingeführt und entwickelt werden. Jedem Kapitel sind passende Zitate aus fiktiven Fachbüchern zum Winterschlaf vorangestellt („Handbook of Winterology“), denn natürlich wird das Phänomen gründlich erforscht. Die Namen der Figuren, Orte usw. sind mal originell, mal eher platt-unlustig ausgewählt.

Das Medikament Morphenox der Firma Hibertech soll helfen, Energie während des Winterschlafs zu sparen. Es ist umstritten, ob es nicht in ausreichenden Mengen für alle produziert werden könnte, denn derzeit kann sich nicht jeder das begehrte Mittel leisten. Leider hat Morphenox natürlich auch Nebenwirkungen, die hier nicht verraten werden. Jasper Fforde lässt die Pharmaindustrie nicht gerade im besten Licht erscheinen. Gleich zu Beginn treffen die Leser auf eine „Nachtwanderin“ (night walker), einer Frau, der Körper zwar wieder aufwachte, deren Geist jedoch größtenteils nicht. Diese Nachtwanderer sollen stupide Arbeiten erledigen und werden im Zweifelsfalle „weiterverwertet“…

Natürlich darf eine Gegenbewegung zu Morphenox nicht fehlen, die sich für echten Schlaf und das Träumen einsetzt. Was wäre, wenn die Menschen wieder eigene Träume hätten und was bedeutet es, wenn ein bestimmter Traum ansteckend zu sein scheint? Charlie versucht mal mal weniger erfolgreich, sich aus allem herauszuhalten und steckt schnell nicht nur ungeplant im berüchtigtsten aller Bezirke fest, sondern auch in den dicksten Schwierigkeiten.

Jasper Fforde hatte spürbar viel Spaß beim Erschaffen dieser Parallelwelt in seiner Wahlheimat Wales. Eigene Mythen, Gesetze, Rituale usw. zuhauf und unglaublich detailliert erdacht, ähnelt dieses Wales dem in unserer Welt, wirkt teilweise moderner, teilweise antiquierter und man darf die Folgen eines rituellen Winterschlafs auf Literatur und Musik nicht unterschätzen.

So anstrengend ich die erste Hälfte empfand, die ersten drei Stunden zwei Mal hörte um die komplexe Welt verstehen zu können, so viel Spaß hatte ich beim Hören der zweiten Hälfte. Wales im Winterschlaf mit zahlreichen sinnvollen und völlig sinnfreien, sich oft widersprechenden Gesetzen und Regeln, die so skurril wie real wirkenden Figuren und Jasper Ffordes kreative Mythen und Umdichtungen. Man fiebert automatisch mit Charlie, dass auch er den nächsten Frühling erlebt. Jasper Fforde nimmt seine Leser mit auf eine irre und spannende Achterbahnfahrt, durch Eis und Schnee.

Das Buch ist deutlich düsterer als die Thursday Next Reihe und das Ende lässt kaum eine Fortsetzung zu, auch wenn ich gerne wüsste, wie es mit Charlie weitergeht. Etliche Anspielungen hätte ich ohne die Lesung in Edinburgh nicht verstanden, die eher für ein britisches Publikum geeignet sind.

Thomas Hunt liest auch die bizarrsten Textstellen souverän, passend mal humorvoll, mal betroffen.

Fazit

Auch das neuste Buch von Jasper Fforde passt in keine der üblichen Schubladen. Eine rasante Achterbahnfahrt durch das verschneite und tiefgefrorene Wales, in dem 98% der Bevölkerung Winterschlaf hält, während der junge Charlie Worthing mit ein paar Anderen versucht, Recht und Ordnung aufrecht zu erhalten, während Verbrecher nach Profit streben und ein geheimnisvolles Wesen namens Gronk mordet und Wäsche faltet.

Die erste Hälfte war etwas zäh, bis ich in die komplexe Welt eintauchen konnte. Eine amüsante und in der zweiten Hälfte spannende Lektüre, der hoffentlich bald ein weiterer Thursday Next Band folgt.

Informationen zu einer deutschen Hörbuchausgabe konnte ich leider nicht finden, die Buchausgabe ist für den 12. November 2018 angekündigt.

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