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Mein Spielzeitstart am Gärtnerplatztheater

Nach zaghaften Versuchen Theater in Coronazeiten möglich zu machen, startete jetzt die neue Spielzeit mit bekannten Inszenierungen in angepassten Fassungen. Wie wirkte es auf mich? Eine kurze Rückblick auf die ersten zweieinhalb Wochen.

1. Akt – Die Zauberflöte

Spielzeitpause vorbei, wieder inszenierte Vorstellungen. Trotzdem eine traurige Sache. Anstatt 3 Stunden Ablenkung von der Pandemie gab es den Tanz um sie herum. Der Zauberflöte wurde der Zauber genommen. Das Bühnenbild verschwand, Flöte und Glockenspiel kamen vom Himmel, Papageno hat sich das Knebelschloss selbst verpassen und entfernen müssen. So ging es immer weiter. Jeder entfernte sich von jedem. Notwendig, aber nicht gut fürs Abschalten vom Alltag, was ich gern im Theater mache. Es bleibt aber ein wunderbarer Genuss für die Ohren und wenn man jeden auf der Bühne allein betrachtet, dann kann man mit viel Mühe an jeder Sängerin und jedem Sänger noch viel Vergnügen haben. Jetzt heißt es warten auf den Bus. Wer entfernt sich da von wem?

2. Akt – Priscilla, Königin der Wüste

Auf zum Wüstentripp… Hipp, hipp… Mit dem Bus durch Australien. Auch der Königin der Wüste, Priscilla, hat Corona ein paar Zacken aus der Krone gebrochen. Trotzdem ist der Spaß nicht verloren gegangen. Bühnenbild, Auftritte und Text wurde angepasst. Es sind auch teilweise weniger Darsteller*innen gleichzeitig auf der Bühne. Aber es wirkt sehr normal. Emotionen werden genauso geweckt. Man sieht eine richtige Inszenierung. Das tut sehr gut. Danke dafür.

3. Akt – Im weißen Rössl

Doch man sieht allmählich ein,

Man muss hübsch bescheiden sein.

Schweige und begnüge dich,

Lächle und füge dich.

Das singt der Kaiser ins Bücherl der Rössl-Wirtin. Wenigstens ein Politiker sagt etwas zur Kultur, denn die Minister sind da oft schon schwer zu verstehen. Aber wie war es jetzt, das erste Corona-Im weißen Rössl am Gärtnerplatztheater?

Ich würde sagen:

Doch kann man wieder fröhlich sein,

Man kommt hübsch bescheiden rein,

Schwelge und vergnüge dich,

Lächle und singe nicht…

Ja, es gibt eine reduzierte Fassung auf der Bühne zu sehen. Alles auf Abstand. Körperlich. Aber die Gefühle sind ganz nah. Ob es die Liebe ist oder der Schmerz der vielen Ohrfeigen. Es kommt alles über den Orchestergraben rüber. Das Risikogebiet St. Wolfgang meistert es. Alle sind großartig aufgelegt. Die ganze Welt wird himmelblau, wenn ich auf diese Bühne schau. Und da merkt man wirklich wie toll diese Operette ist, man kann sie in jeder Größe spielen. Ob in der Bar jeder Vernunft-Fassung total reduziert, in dieser mittleren Besetzung oder hoffentlich bald wieder in der größeren Revuefassung – in Originalgröße wie 1930 werden wir sie wohl nicht mehr in einem Theater erleben. Aber zurück ins Gärtnerplatztheater. Hier erlebt man, dass durch die Fülle der Ideen, die diese Inszenierung trägt, die Reduzierung immer noch vollständig ist. Man schaut, und sieht wahrscheinlich immer noch nicht alles. In 15 oder mehr Vorstellungen dieser Inszenierung habe ich jedesmal Neues entdeckt. Und wer sie jetzt das erste Mal sieht, auch der kann das nicht alles erfassen. So musste ich mich jetzt auch auf einige Details beschränken. Das Schöne dabei, man konnte sogar etwas entdecken, was in der letzten Aufführungsserie verschwunden war. Man konnte über die nun mobilitätseingeschränkte Kuh lachen. Ich suchte den Bären vergebens. Dafür sah ich erstmals, was so auf Bergwanderungen noch alles passieren kann. Weniger Menschen mit Schirmen eröffnen also neue Sichtweisen. Dann kommt noch hinzu, dass einige neue Besetzungen dabei waren. Wenn man diese mit anderen Rollen verbindet, fällt es mir schwer sich zu lösen. Andererseits macht es richtig Spaß, wie die „Neuen“ auch ihre Szenen ganz neu wirken lassen. Auf jeden Fall bleibt auch so Im Weißen Rössl einfach großartig. Und vielleicht können wir bald auch wieder einmal im Publikum davon singen, wie lustig es im Salzkammergut ist.

Die Zauberflöte

Musik von Wolfgang Amadeus Mozart
Text nach Emanuel Schikaneder

Adaptierte Fassung mit kammermusikalischer Besetzung von Andreas Tarkmann

Besetzung

Musikalische Leitung Oleg Ptashnikov / Andreas Partilla
Choreinstudierung Felix Meybier
Sarastro Sava Vemić
Sprecher / Erster Priester Holger Ohlmann
Zweiter Priester / Erster Geharnischter Alexandros Tsilogiannis
Zweiter Geharnischter Martin Hausberg
Königin der Nacht Aleksandra Jovanovic / Emma Posman / Ilia Staple
Dritter Knabe Matthias Thomas / Anna Fiona Metzger
Papageno Ludwig Mittelhammer / Daniel Gutmann

Chor, Extrachor und Ballett des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz

Bis Ende November keine weiteren Vorstellungen angekündigt.

Priscilla – Königin der Wüste

Buch von Stephan Elliott und Allan Scott
Nach dem Kinofilm von Latent Image / Specific Films
In Zusammenarbeit mit Nullarbor Productions und MGM On Stage und outside eye Wien
Mit den Discohits der 70er und 80er
Musikalische Arrangements und Orchestration von Stephen ›Spud‹ Murphy
Für die Bühne entwickelt von Simon Phillips | Deutsch von Michael Alexander Rinz

In Kooperation mit dem Theater St. Gallen

Adaptierte Fassung

Weitere Vorstellungen:
04.10.2020 18.00 Uhr
09.10.2020 19.00 Uhr

Tickets

Im Weißen Rössl

Frei nach dem Lustspiel von Blumenthal und Kadelburg, von Hans Müller und Erik Charell
Musik von Ralph Benatzky
Texte der Gesänge von Robert Gilbert
Vier musikalische Einlagen von Bruno Granichstaedten, Robert Gilbert und Robert Stolz
Bühnenpraktische Rekonstruktion der Originalfassung von Matthias Grimminger und Henning Hagedorn unter Mitarbeit von Winfried Fechner

Adaptierte Fassung

Besetzung

Musikalische Leitung Andreas Partilla
Choreografie Karl Alfred Schreiner
Bühne / Kostüme Rainer Sinell
Choreinstudierung Felix Meybier
Josepha Vogelhuber, »Rössl«-Wirtin Sigrid Hauser
Leopold Brandmeyer, Zahlkellner Daniel Prohaska
Wilhelm Giesecke, Fabrikant Erwin Windegger
Ottilie, seine Tochter Andreja Zidaric
Dr. Otto Siedler, Rechtsanwalt Maximilian Mayer
Sigismund Sülzheimer Boris Pfeifer
Prof. Dr. Hinzelmann Eduard Wildner
Klärchen, seine Tochter Florine Schnitzel
Der Kaiser Wolfgang Hübsch
Ketterl, sein Kammerdiener Wolfgang Schubert
Frl. Weghalter, Ehrenjungfrau u.a. Angelika Sedlmeier
Piccolo Josef Ellers
Franz, Kellner Christian Weindl / Maximilian Berling
Kathi, Briefträgerin Ulrike Dostal
Reiseleiterin Dagmar Hellberg
Kreszenz, Stallbursche u.a. Christian Schleinzer
Lois, Stallbursche u.a. Stefan Bischoff
Hias, Stallbursche u.a. Peter Neustifter
Bartholomä, Stallbursche u.a. Frank Berg

ChorKinderchor und Ballett des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz

Weitere Vorstellungen:

11.10.2020 18.00 Uhr
24.10.2020 19.00 Uhr
25.10.2020 18.00 Uhr
31.10.2020 19.00 Uhr

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